Genialer Messias in Unterkochen

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KONZERT Cappella Nova und Musicamerata singen und spielen Mozarts Meisterwerk

Von Christine Bausch

Das vorweihnachtliche Konzert von Cappella Nova und Musicamerata in der Wallfahrtskirche Unterkochen fällt traditionell auf den zweiten Adventssonntag. Mozarts Tod vor genau 225 Jahren gibt dieses Jahr den Anlass zu einem Programm, das hohen Ansprüchen gerecht wird.

Den Messias zu bearbeiten, war nicht vorrangig Mozarts Idee, der Auftraggeber war Baron Gottfried van Swieten. Sicher aber war es die Verehrung für Händel, die Mozart dazu bewegte, das Werk so zu arrangieren, dass sich Barock und Klassik die Hand reichen.

Mit prägnantem Dirigat fordert Ralph Häcker ein ambitioniertes Tempo von Chor, Orchester und den vier Solisten ein. In der Ouvertüre zeigen die Instrumentalisten der Musicamerata ihren reifen Klang, überdecken damit aber die recht kleine, kultivierte Stimme von Tenor Tobias Mäthger in der Arie „Alle Tale macht hoch und erhaben“.

Gleiches gilt im weiteren Konzertverlauf des öfteren für den warmen Alt Christine Müllers und den zurückhaltenden Bass von Johannes Hill, während die Balance der Musicamerata zum Chor hervorragend ist. „Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn“ erfreut durch einen ausgewogenen, kultivierten Gesamtklang der gut 40 Stimmen bei wohl artikulierter Mehrtextigkeit.

Vielfach schreibt Mozart in seinem „Messias“ dem Solistenquartett chorische Stellen zu, bei deren Gestaltung sich der extrovertierte Sopran von Julia Stratiros nicht recht in die Sensibilität der übrigen Stimmen einfügen mag. Auch ihre eher opernhaft interpretierten Arien lassen eine gewisse Fremdheit im Gesamtbild aufkommen. Dieser Eindruck besteht auch im Requiem. Während der Kompositionsarbeit führt ein akuter Infekt in der Nacht zum fünften Dezember 1791 zum Tod Mozarts. Seine Frau Constanze bittet Freunde, das Werk fertig zu stellen, welches Mozarts Schüler, Franz Xaver Süßmayr, vollendet.

Zu düsteren Orchesterfarben zeigt der Chor auch in der Totenmesse sein hervorragendes Stimmpotenzial bei dynamischer Flexibilität. Die „Kyrie“-Fuge erhält drängende Intensität, „Dies irae“ zeigt die Schrecken des jüngsten Gerichts mit wilden Läufen der Streicher. Im vom Bass angestimmten Quartett „Tuba mirum“ überzeugt ein tadellos intoniertes Posaunensolo, „Confutatis“ lässt mit höllischen Streicherfiguren, kantigen Männer- und flehenden Frauenstimmen aufhorchen. „Lux aeterna“ schließt die Musik eines Genies, warmer Beifall ein beeindruckendes Konzert.